Heimwehren

Heimwehren
Heimwehren,
 
Heimatschutz, Heimatwehren, paramilitärische österreichische Selbstschutzverbände in der Zeit der Ersten Republik, ursprünglich überparteilich, später faschistisch ausgerichtet, entstanden 1919 in den Nationalitätenkämpfen besonders in Kärnten aus Ortswehren, Frontkämpferorganisationen oder Bürgergarden. Im Zuge gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen kam es auch bald zu Zusammenstößen mit dem sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbund.
 
Nach den blutigen Unruhen in Wien vom 15. 7. 1927 (Julirevolte) entwickelten sich die Heimwehren v. a. unter ihrem Bundesführer E. R. Fürst von Starhemberg (1930-36) - zu einer politischen Kampfbewegung, die sich besonders gegen die österreichische Sozialdemokratie richtete. Am Vorbild des italienischen Faschismus ausgerichtet, trat sie im Programm von Korneuburg (18. 5. 1930 für eine diktatorische, am Führerprinzip ausgerichtete Staatsführung und einen ständischen Gesellschaftsaufbau ein (»Austrofaschismus«). Trotz innerer Spannungen, besonders sichtbar geworden im persönlichen Gegensatz von Starhemberg und E. Fey, nahm ihr innenpolitischer Einfluss ständig zu.
 
1933/34 unterstützten die Heimwehren den Bundeskanzler E. Dollfuss (1932-34) bei der Errichtung eines autoritären Regierungssystems in Österreich. Dieser setzte sie bei der Niederschlagung des sozialdemokratischen Aufstandes während der Februarunruhen 1934 als Hilfspolizei ein. Seit September 1933 stellten sie in der Regierung den Vizekanzler (zunächst mit Fey, dann mit Starhemberg). Nach Verkündung der autoritären Verfassung vom 1. 5. 1934 arbeiteten sie eng mit der am 21. 5. 1935 gegründeten Vaterländischen Front zusammen, in der sie nach dem Sturz Starhembergs als Vizekanzler im Oktober 1936 als »Frontmiliz« aufgingen. Schon 1933 hatte sich ein Flügel der Heimwehren unter W. Pfrimer den österreichischen Nationalsozialisten angeschlossen.
 
 
L. Jedlicka: Die österr. H., in: Internat. Faschismus 1920 bis 1945 (a. d. Engl., 1966);
 L. Kerekes: Abenddämmerung einer Demokratie. Mussolini, Gömbös u. die H. (a. d. Ungar., Wien 1966);
 L. Rape: Die österr. H. u. die bayer. Rechte: 1920 bis 1923 (ebd. 1977).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Österreich: Erste Republik
 

Universal-Lexikon. 2012.

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